SV SANDHAUSEN

Interview mit Jürgen Machmeier, Präsident des SV Sandhausen, zum Thema Ausbau Sportzentrum Süd

Der SV Sandhausen plant die Erweiterung des Sportzentrums Süd durch den Neubau von zwei Großspielfeldern und einer Fläche für Parkplätze. Dieses Vorhaben befindet sich derzeit im Planfeststellungsverfahren, nachdem der Gemeinderat sich einstimmig für das Vorhaben ausgesprochen hat.

Herr Machmeier, warum benötigt der SV Sandhausen zwei weitere Trainingsplätze?

Es gilt hier die Anforderungen an den Spielbetrieb in der 2. Liga und an ein Nachwuchsleistungszentrum (NLZ), dass für einen Profiverein in der 1. Und 2. Liga Pflicht ist, gesondert zu betrachten. Wir müssen von insgesamt fünf Trainingsplätzen ausgehen, von denen wir derzeit drei zur Verfügung haben. In der DFB Lizenzierungsordnung steht, dass der Bewerber ganzjährig einen Rasenplatz und dazu einen Naturrasenplatz mit Rasenheizung zur Verfügung haben muss. Da dies Auslegungssache ist, haben wir bei der DFL angefragt und die schriftliche Antwort erhalten, dass man definitiv zwei Rasenplätze benötigt. Dies macht auch Sinn, denn mit lediglich einem Trainingsplatz kommt man witterungsbedingt nicht über eine Saison hinaus. Ein Platz von beiden muss zeitweise zwecks Regeneration gesperrt werden.

Als Trainingslatz für die Profis steht derzeit nur das Walter-Reinhard-Stadion zur Verfügung?

Korrekt, der Trainingsplatz hinter dem BWT-Stadion am Hardtwald gehört zum Nachwuchsleistungszentrum. Auch beim NLZ gibt es eine klare Regelung, es müssen drei Trainingsplätze vorhanden sein. Wir haben derzeit einen Rasenplatz und einen Kunstrasen. Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist die Frage „Wie viele Plätze benötigt man im Falle eines Abstiegs in der 3. Liga?“. Natürlich benötigt man in der 3. Liga kein NLZ, aber wir könnten im Falle eines Abstiegs nicht 40-50 Mitarbeiter aus dem NLZ entlassen und ein Jahr später bei einem möglichen Aufstieg wiedereinstellen. Hinzu kommt der wirtschaftliche Aspekt. Wir benötigen den Erhalt des NLZ nämlich auch aus dem Grund, um in den Genuss des Rettungsschirms (500.000 €) zu kommen, den der DFB für jeden Absteiger aus der 2. Liga bereitstellt, jedoch nur wenn er das NLZ aufrechterhält. Dieses Geld dient zur Sicherstellung der Arbeitsplätze, die bei einem Abstieg gefährdet wären. Insofern gilt mein „Ja“ zur Frage aus der Gemeinderatssitzung, ob ein NLZ zwingend notwendig sei nach wie vor. Wir brauchen ausreichend Trainingsmöglichkeiten, um hochtalentierten Spielern Argumente zu bieten bei uns zu bleiben. Um gegen die finanziell übermächtigen Vereine konkurrenzfähig zu sein, müssen wir unsere Ausbildung der Jugendspieler intensivieren, mit dem Ziel pro Jahr einen Jugendlichen in die erste Mannschaft zu integrieren. Nur so können wir dauerhaft die Existenz im Profifußball sichern. Die Weichen hierzu haben wir intern gestellt. Jetzt brauchen wir die Werkzeuge –sprich Plätze– hierfür.

Sie sprechen von 40-50 Mitarbeitern im NLZ. Wie viele Kinder und Jugendliche werden in diesem Bereich gefördert?

Neben dem NLZ, das die Mannschaften ab der U-12 beinhaltet, geht es auch um unsere Sandhäuser Kids, Mädchen und Jungen ab den Bambini. Insgesamt 350 Kinder und Jugendliche im Breiten- und Leistungssportbereich. Als eingetragener Verein haben wir auch einen sozialen Auftrag, zahlreiche Jugendliche Woche für Woche in einen Mannschaftssport zu integrieren. Für NLZ-Bereich steht uns am Hardtwald ein Kunstrasen mit Minimalmaßen (90 x 60 Meter) für ein Großspielfeld zur Verfügung. Hier spielt auch das Thema „Unfallgefahr“ eine große Rolle, denn im Winter trainieren wir dort mit bis zu 80 Jugendlichen in vier Mannschaften gleichzeitig auf einem Platz, der nicht einmal den Standardmaßen entspricht. Dies ist dauerhaft nicht zu verantworten. Der Breitensport trainiert zudem aktuell auf dem Schulgelände beim Friedrich-Ebert-Gymnasium und dieser Platz ist eigentlich nur für den Schulsport vorgesehen. Hier möchte ich mich ausdrücklich bei den Anwohnern für ihr Verständnis bedanken! Allein für diese Abteilung würden wir nochmals einen separaten Platz benötigen. Mit den zwei neuen Plätzen können wir diese Abteilung aber durch geschickte Belegungsplanung integrieren.

Auch das soziale Engagement gilt es nicht zu vernachlässigen, hierzu gehören auch die Feriencamps, an denen allein im Camp in Sandhausen circa 120 Kinder teilnehmen. Die im gesamten Kinder- und Jugendbereich geleistete Inklusionsarbeit möchte ich an dieser Stelle nicht vergessen zu erwähnen.

Sie erwähnen Ausweichmöglichkeiten, wären diese bei den Trainingsmöglichkeiten ein Lösungsansatz?

Viele Vereine besitzen nur einen Platz, den sie selbst für ihre Mannschaften benötigen und der kaum für die eigenen Bedürfnisse ausreicht. Zudem müssten neben dem Platz ja auch Kabinengebäude zur Verfügung gestellt werden, dies ist nicht realistisch. Alternativ wäre ein Transfer vom Hardtwald zu den jeweiligen auswärtigen Plätzen und zurück. Wäre es auf Dauer ökologischer, Kinder, die zum Hardtwald gebracht werden, vom Stadion zu den Plätzen zu fahren und dies meistens in den Abendstunden im Berufsverkehr? Dies ist sicherlich nicht im Sinne des sowieso hohen Verkehrsaufkommens unserer Region.

Warum sind die Flächen rund um die Tennisplätze keine wirkliche Alternative?

Die ersten Überlegungen waren am Standort der Fußballplätze in St. Ilgen bei der Hopfendemonstrationsanlage. Dort war es jedoch schwierig, unter anderem auch wegen der Unfallgefahr, da die Landstraße in unmittelbarer Nähe ist. Stellen Sie sich vor, ein Ball fliegt über den Zaun und landet auf der Straße wodurch ein Unfall entsteht. Dort hätten wir nicht genug Platz, um eine sichere Entfernung der Landstraße zu gewährleisten. Auch gibt es dort Unklarheiten, da eine Kooperation mit St. Ilgen nicht zustande kam und St. Ilgen, nicht wie damals vorgesehen, keinen weiteren Platz erhielt. Übrigens gibt es dort einen Grundstückseigentümer, der mit einem mehrseitigen Brief erklärt hat, dass er gegen eine Nutzung von Fußballplätzen ist. Dieser Eigentümer taucht nun auch auf der Seite der Bürgerinitiative auf.

Eine Alternative war zudem der Bereich hinter dem Tennisclub, doch dieses Gelände bringt unglaublich viele negative Aspekte mit sich. Wir roden dort zwar auch Gemeindewald, aber können keine Stellplätze bauen. Außerdem schränken wir den gesamten Tennisclub ein, worüber sich der Club bereits beschwert hat. Zudem würde der häufig genutzte und beliebte Waldfestplatz eingeschränkt und in Mitleidenschaft gezogen. Außerdem wäre die Lärmbelastung zum Altenpflegeheim und zur Wohnbebauung entlang der Jahnstraße ein Problem.

Welche Fläche hat das geplante Areal überhaupt?

Die Plätze und die Parkfläche werden auf 2,5 Hektar errichtet, dass entspricht lediglich 0,4 Prozent des Gemeindewalds. Diesen Anteil werden wir an anderer Stelle wieder aufforsten. Schon damals beim Bau der Trainingsplätze für das NLZ haben wir im Gewann „See“ aufgeforstet. Klar wachsen die Bäume langsam, aber ein Kind kommt schließlich auch nicht erwachsen auf die Welt. Wir erstellen nachgewiesenermaßen ökologisch wesentlich hochwertigeren Wald, als den, den wir entfernen.

Zusätzlich zu den Trainingsplätzen sollen circa 140 Parkplätze entstehen. Warum?

Wir benötigen neue Stellplätze, da wir im laufenden Spielbetrieb Engpässe haben. Wir wollen die Jahnstraße und den Parkplatz Walter-Reinhard-Stadion entlasten, da die Anwohner oder angrenzenden Vereinen teilweise Einschränkungen haben. Zudem benötigen wir Bereiche, in denen Eltern, die ihre Kinder ins Training fahren, ihre Autos abstellen können. Auch müssen wir gewährleisten, dass die Kinder unfallfrei wieder ins Auto einsteigen können und dies nicht auf dem Grünstreifen auf der Kreisstraße in Richtung Walldorf geschehen muss. Dies gilt auch für den Jugendspielbetrieb, wenn Gastmannschaften anreisen, ganz zu schweigen von der Waldbrandgefahr, die beim Parken auf dem Seitenstreifen latent gegeben ist.

Inwiefern besteht dadurch eine Grundwassergefährdung?

Wenn man der Argumentation der Gegner bezüglich der Grundwassergefährdung durch die Parkplätze folgt, müsste man die vorhandene Kreisstraße sofort abreißen. Vorgesehen ist, dass die Entwässerung bei unserem Parkplatz, wie übrigens bei jeder Land- und Kreisstraße auch, in Versickerungsmulden mit einer belebten Bodenzone läuft, wo das Wasser zunächst gefiltert wird und dann erst ins Grundwasser versickert. Dieses Argument kann also nicht greifen. Zudem gilt es zu beachten, dass die Trainingsplätze nicht versiegelt werden, diese bleiben wasserdurchlässig.

Seltene Vogel- und Insektenarten würden sich in dem Wald befinden. Inwiefern ist dies vorher geprüft worden?

Im Vorfeld wurde ein Naturschutzgutachten über zwei Perioden erstellt, wie man es bei einer Waldrodung immer machen muss. Für uns war dies jedoch keine neue Erkenntnis, denn dies haben wir vor fünf Jahren am Trainingsplatz genauso durchgeführt und umgesetzt. Damals haben wir beispielsweise durch Nistkästen alle Tierarten wunderbar umgesiedelt, so haben wir es auch beim Bau der neuen Trainingsplätze vor. Alle Tierarten, die sich dort bewegen, werden nicht getötet, sondern können durch die Umsiedlung an anderer Stelle weiterleben.

Herr Machmeier, Hand aufs Herz, können Sie die Beweggründe der BI trotzdem nachvollziehen?

Es ist völlig legitim, dass man seine Meinung in Deutschland äußern darf, wenn man einer Sache negativ gegenübersteht. Man sollte dabei aber stets sachlich bleiben. Ich möchte zu bedenken geben, dass der SV Sandhausen nach der Gemeinde der größte Arbeitgeber ist. Die Entscheidung zum Bau der beiden Plätze ist eine existenziell wichtige für den Verein, dies haben auch die Gemeindeverwaltung und der Gemeinderat erkannt. Neben den eigenen 180 Mitarbeitern beschäftigen wir zeitweise zusätzlich 250 Mitarbeiter in den Bereichen Physiotherapie, Bauwesen, Reparatur oder Wartung und an Spieltagen im Service, Catering oder bei der Security. In einer Mehrwertanalyse ist zudem der Werbewert für die Gemeinde aufgrund des SV, das positive Image durch die Medienberichterstattung und die Wertschöpfung für die Region und für Sandhausen festgestellt worden. Bei aller Diskussion sollte dies auch berücksichtigt werden. (Die Analyse ist beigefügt).

Was mich bei der Bürgerinitiative wundert ist, dass es sich, nach meinen Informationen, bei den Unterstützern um viele Bürger aus der Umlandgemeinden handelt? Diese möchte ich fragen, warum sie sich in Themen der Nachbarkommune einmischen. Wenn dort der größte Arbeitgeber Erweiterungsflächen benötigt, ist es selbstverständlich, dass Felder versiegelt oder Wald gerodet wird. 

<link file:8982 download>Pressemitteilung zur Mehrwertanalyse des SV Sandhausen

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